Woran erkennt man Hate Speech?
Hate Speech will Hass erzeugen und Hass verbreiten. Hate Speech wird aber auch dazu benutzt, zum Hass anzustiften und sogar zu Gewalt gegen bestimmte Gruppen aufzurufen. „Da sollte man mal mit einem Benzinkanister und einem Streichholz vorbeigehen.“ Solche Sätze liest man leider nicht selten auf Portalen, die als Bewegung besorgter Bürger „getarnt“ sind und gegen entstehende Flüchtlingsunterkunften protestieren.
Und wir sagen euch gleich dazu: Das ein oder andere Beispiel ist schon unfassbar. Wir haben auch oft geschluckt. Aber in unserem Kapitel „Gegenstrategien“ erfahrt ihr, wie ihr damit umgehen könnt, wenn ihr auf solche Aussagen trefft.
Hate Speech kann direkt, aber auch indirekt passieren.
Direkt: Direkt erkennt ihr auf den ersten Blick. Das sind solche Aussagen wie „Ausländer raus“. Oder man tituliert eine/n Homosexuelle/n abwertend als „Schwuchtel“ oder „Lesbe“.
Indirekt: Indirekt ist ein bisschen schwieriger, aber damit sollen ja auch insbesondere Jugendliche geködert werden. Es wird etwas Hasserfülltes gesagt, gleichzeitig wird aber versucht, dieses positiv wirken zu lassen. „Er ist Grieche, aber total fleißig.“ Oder ganz krass: „In der Tierwelt geht man da anders mit um. Die werden von ihrem Rudel getötet.“ ???
Aber hier jetzt für euch ein paar konkrete Beispiele mit ihrer Bedeutung.
Gegenüberstellung: Wir – Die
„Die nehmen uns die Arbeit weg.“ „Dann kommen die und nehmen unseren Kindern die Kindergartenplätze weg.“ „Wir müssen unsere Kinder vor denen schützen.“
Verallgemeinerung:
„Alle Griechen sind faul.“ Wir haben auch schon diese Aussage gehört: Der gemeine Grieche ist faul.“ (Gemein steht hier für normal, einfach, durchschnittlich).
Positiv ausgedrückte Grundannahme:
„Er ist Grieche, aber total fleißig.“
Abwertende Begriffe:
„Schlampe, Schwuchtel, Knoblauchfresser, Spaghettifresser, Kanake“ usw.
"Zuerst kommt einer. Dann die ganze Sippe hinterher." - Hier wird das Wort Sippe zu einer Abwertung.
Eine Diskriminierung wird als „normal“ dargestellt:
Bsp.: Eine junge Frau wurde auf ihrem Heimweg nachts vergewaltigt: „Kein Wunder, bei einem so kurzen Rock." "Kein Wunder, wenn man sieht, wie die rumgelaufen ist. Manche Männer können da nicht gegen ankämpfen.“
Versteckte Diskriminierung:
Es ist eine sehr scheinheilige Art, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz auszudrücken:
„Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber…“
„Gegen die Elite habe ich nichts, alle anderen leben doch nur auf unsere Kosten.“
„Nein, er ist nicht schwul, dazu ist er zu intelligent.“
Berufung auf Meinungsfreiheit mit der Kritik an andere als Ablenkung:
„Wenn man etwas gegen Geflüchtete sagt, ist man gleich ein Rassist.“ „Wenn man die Wahrheit sagt, ist man gleich ein Rassist.“
Aufruf und Befürwortung zu Gewalttaten:
„Sollte man alle abknallen.“
Stereotype werden durch bestimmte Begriffe hervorgehoben:
„Drohende Islamisierung“ ist ein weit verbreiteter Begriff, seit vermehrt Geflüchtete nach Deutschland kommen.
Entmenschlichung:
Menschen, die einer bestimmten Gruppe zugeschrieben werden, werden beispielsweise verglichen mit Insekten. Man bezeichnet sie als „Dreck“.
Grammatik/Wortbildung: -ler
„Hartz4-ler“,
Substantiv und Richtungsangabe:
„Ausländer raus!“
Bewusste Falschaussage:
Hetzte bedient sich oft falscher Informationen, die man aber nicht direkt erkennt. Siehe hierzu auch Strategien von Hatern. Ein Beispiel für eine solche Falschaussage ist: „Die Flüchtlinge haben alle teure Handys.“
Mittlerweile müsste doch bei allen bekannt sein, dass die Geflüchteten vor dem Krieg des IS und damit vor der Angst, zu sterben, fliehen. Viele Geflüchtete sind nicht arm. Und ihre Smartphones brauchten sie für die lange, ins Unbekannte gehende Reise. Den Weg in die Fremde, in ein neues Leben ohne Krieg und Zerstörung. Und natürlich, um Kontakt zu ihren Familien zu halten.
Als Humor verpackte Diskriminierung:
„Im nächsten Leben komme ich nicht als Deutscher auf die Welt. Dann bekomme ich alles, was ich will: eine Wohnung, ein teures Smartphone.“
Sprache über Bilder:
Eine Frau, die eine schwarze Burka trägt, wird neben einem schwarzen Müllsack dargestellt. - Das Foto ist dabei in der Regel eine Fälschung.
Codes, Symbole und Erkennungszeichen:
In Bildern oder Kommentaren sind Codes versteckt. Als Beispiel: Ein Mann steht vor einer Mauer, auf der die Zahl 88 gesprayt ist. Die Zahlen stehen jeweils für einen Buchstaben im Alphabet. Die Zahl 8 steht für H. Und 88 Damit für HH, was nichts anderes bedeutet als „Heil Hitler“.
In Bildern sind Symbole versteckt, die den Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen: Hakenkreuz, SS-Totenkopf usw.
In Bildern sind Erkennungszeichen versteckt: Dies können bestimmte Marken bei Klamotten sein wie z.B. Consdaple.
Bei netz-gegen-nazis.de erfahrt ihr alles über die Codes, Erkennungszeichen und Symbole der Rechtsextremen.
http://www.netz-gegen-nazis.de/wissen/woran-erkennt-man-die
Beschreibungen mit Bildbeispielen zu Codes und Erkennungszeichen findet ihr auch auf www.versteckspiel.de.
Zum Schluss noch ein paar Aussagen, die leider nicht wenig verbreitet sind:
„Früher gab es sowas nicht. Da hatten wir andere Mittel.“ (Eine deutliche Anspielung auf die Konzentrationslager im NS-Regime).
„Die meisten sind doch eh Wirtschaftsflüchtlinge.“ (Ganz klar eine Unterstellung. Ihnen wird unterstellt, dass sie arm sind - meistens kommt noch faul dazu - und sie nur auf Kosten des deutschen Staates leben wollen.)
„Die gehören nicht hierher.“
„Ist es jetzt schon so weit, dass man auf der Straße nur noch Neger sieht?“
„Da ist man ja im eigenen Land ein Fremder.“
„Da sieht man nur noch Kopftücher. Das ist doch eine Provokation.“
Könnt ihr euch noch an die Aktion bei der EM 2016 mit der Kinderschokolade erinnern? Zu Werbezwecken wurden Kinderbilder der Nationalspieler der deutschen Mannschaft als Aufdruck genommen. Ja, es sind nicht alle Nationalspieler „weiß“ und „blond“. Und prompt war das ganze Netz voll mit Sprüchen wie „Machen die jetzt vor nichts mehr halt.“ Oder: „So weit sind wir jetzt schon in Deutschland.“
Und übrigens: Hate Speech trifft auch diejenigen, die für Rechte und gegen Menschenfeindlichkeit einstehen und auftreten. Hier werdet ihr andere Kommentare finden. Sie werden angegriffen als „Gutmenschen“, die der „Lügenpresse“ glauben (Als Lügenpresse werden die üblichen Medien bezeichnet, von Nachrichtensendungen über Zeitschriften und Zeitungen wie die Saarbrücker Zeitung oder der Spiegel z.B.). Menschen, die für die Rechte anderer einstehen, erhalten teilweise auch Drohungen von Vergewaltigung bis zu Mord. Besonders Journalisten und Moderatoren waren die letzte Zeit hiervon betroffen.