Strategien von Trollen

Eine Strategie der Trolle ist, als Neuling in eine Gruppe einzutreten und sich „dumm zu stellen“. Das funktioniert so, dass man beispielsweise in einem Katzen-Forum (Katzenliebhaber) eine Frage einwirft: „Ich habe das Problem, dass meine Katze mir immer meine Vorhänge zerfetzt, wenn ich nicht zuhause bin. Kann mir jemand raten, was ich dagegen tun kann? Sonst muss ich sie leider aussetzen…“. Und jetzt erhitzen die Gemüter und der Troll hat Spaß dabei zuzusehen, wie die Foren-Mitglieder ihn mit Warnungen und Ratschlägen bombardieren. Meist macht sich der Troll dann noch einen Spaß daraus, indem er so tut, als würde er diese ernst nehmen und diskutiert noch eine kurze Weile mit. Wenn dann die Kommentare ihm gegenüber auch noch beleidigend werden, hat er sozusagen gewonnen. Und so wie er in eine Diskussion eingetreten ist, verschwindet er auch wieder.

Eine weitere Strategie der Trolle ist, eine bereits laufende Diskussion in eine völlig andere Richtung zu lenken, sodass das eigentliche Thema unbeantwortet bleibt. Gerne arbeiten sie auch mit dem Schockmoment. Und dies nicht nur mit Worten wie eben im Beispiel, vielmehr verwenden sie auch Bilder oder Videos – oft gefaked.  Mit diesen Videos und Bildern verletzen sie dabei Moralvorstellungen und brechen Tabus.
Ein Beispiel wäre eine Diskussion um G8: Ein Teil der Diskussionsteilnehmer wäre froh, es würde wieder abgeschafft. Der Troll wirft jedoch aus heiterem Himmel ein, dass er auf jeden Fall dafür ist, dass in Deutschland die Todesstrafe eingeführt wird. Solch harte Bandagen fährt ein Troll im Netz auf. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Diskussionsteilnehmer nicht nur verstört, sondern auch verärgert sind über solch eine Äußerung, noch dazu wo es hier um G8 geht.

Trolle attackieren auch gerne einfach mal nur einen einzigen Beitrag bzw. Kommentar in einer Diskussion. Die Attacke bezieht sich dabei dann auf eine banale Sache und die Worte sind unverhältnismäßig scharf. Das kann ein einfacher Rechtschreibfehler sein oder ein unangemessener Kommentar zum Profilbild, etwa so: „Du solltest mal wieder zum Frisör gehen.“

Trolle handeln anonym, d.h. sie verbergen ihre wahre Identität. Sie möchten nicht erkannt werden, auch gerade deshalb, um nicht im Netz geächtet zu werden. Denn wie wir ja herausgefunden haben, bringen sie andere Menschen im Netz aus Spaß und Langeweile zur Weißglut. Ihr werdet sicher denken: „Wie feige“. Durchaus. Durch ihre Anonymität wagen sie, sich viel schärfer zu äußern und wie oben im Beispiel beschrieben, Tabus zu brechen. Sie beleidigen, provozieren und verhalten sich destruktiv. Oftmals halten sie sich dabei sogar für überlegener, da die Teilnehmer der Diskussionsgruppen ihnen „auf den Leim gehen“. Gefallen finden sie auch daran, wenn sich die Teilnehmer darüber unterhalten, ob die Beiträge von einem Troll stammen und man ihn sperren lassen soll. Denn bereits hier entstehen hitzige Diskussionen, welche dem Troll Freude bereiten. Zu diesem Zeitpunkt kommt der Troll in der Regel nicht mehr aus seiner Deckung heraus und verlässt die Gruppe zeitnah. Wieso? Na, er hat seinen Spaß gehabt und sucht das nächste Forum oder die nächste Diskussion bei Twitter, Facebook & Co auf.

Doch was kann man gegen einen Internet-Troll tun? Muss man sich das gefallen lassen oder gibt es Gegenstrategien, um den Troll zum Schweigen zu bringen?

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*Quellen:

Brodnig, Ingrid: Hass im Netz: Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Brandstätter 2016.

Brodnig, Ingrid: Der unsichtbare Mensch. Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert. Czernin-Verlag: 2013.

Glück, Alexander: Handbuch für den Forentroll. Röhrig Universitätsverlag: 2013.