Hier erfahrt ihr Interessantes zu den Fachveranstaltungen in der Jugendarbeit im Saarland und drumherum.
Sie sind jung und unter 27 Jahren und wollen etwas verändern – in ihrem Stadtteil, in ihrem Dorf, in ihrer Stadt, auf der Erde, an ihren Rechten, im jetzt und bald oder für die Zukunft!
Ihre Themen sind ihre Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrechte in ihrer Hood, Raum für ihre Jugendkultur, der ÖPNV, das Klima, ihre Zukunft … …oder ganz was anderes?
Sie wollen mit ihrem Thema LAUT werden, sich Gehör verschaffen und Veränderungen anstoßen!
Wichtige Entscheidungstragende aus Politik und Verwaltung sowie Fachleute zu ihren Themen sind geladen, damit sie miteinander ins Gespräch kommen.
Hier machen mit: Jugendliche und junge Erwachsene, Jugendeinrichtungen, Jugendverbände, Jugendforen und -räte, Vereine, Schulklassen …
Dabei sind die Jugendzentren des Regionalverbandes Saarbrücken, der Landesjugendring Saar, Juz United, die HTW Saar - Soziale Arbeit, labelm - Werkstatt für Jugendkultur, das Café Exodus und der DAJC Saarbrücken.
Hier erfahrt ihr in den nächsten Tagen alles über den Jugendkongress. Berichte, Meinungen, O-Töne, Fotodoku und Videodoku. Freut euch darauf!
Wie agieren Fachkräfte in der Jugendarbeit, um jungen Menschen mit weniger Teilhabemöglichkeiten, mehr Chancen für eine bessere gesellschaftliche Eingliederung zu eröffnen? Welche Haltung steht hinter diesen Handlungen? Beleuchtet werden diese Fragen aus einer wissenschaftlichen und aus einer praktischen Perspektive.
Fachtagung am 24. Mai 2019 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) Saarbrücken
Par quelles pratiques les professionnels du secteur de jeunesse peuvent agir pour que les jeunes qui ont moins d’opportunité puissent s’insérer et participer activement à notre société ? Quelles postures leur permettent d’y parvenir? Les réflexions de la journée se feront sous un prisme universitaire et pédagogique, mais aussi sous l’angle très concret de bonnes pratiques des professionnels du secteur de jeunesse.
Journée d’études du secteur de jeunesse de la Grande Région: Vendredi, 24. mai: Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) Sarrebruck
Nachfolgend findet ihr Zusammenfassungen und Folien der Vorträge sowie in Kürze eine Bildergalerie.
9.30 Uhr Anreise
10.00 Uhr Grußworte
10.20 Uhr Wie ist die derzeitige Situation und die Perspektive der Jugendarbeit in unserer Region?
12.30 Uhr Mittagspause – Vor Ort
13.30 Uhr Arbeit in Workshops - Bei der Anmeldung wählen
Workshop 1: Junge Menschen kommen zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen
Workshop 2: Fachkräfte berichten über ihre Praxis
Workshop 3: Diskriminierung! Welche Konzepte hat die Jugendarbeit?
Workshop 4 : Cross-over – Mädchenarbeit für eine bessere Geschlechter-gerechtigkeit
15.30 Uhr Kaffeepause und Abreise
Alle Infos zu den spezifischen Themen und Referenten findet ihr hier: Download Programm
9h30 Accueil
10h00 Mots de bienvenue
10h20 La situation actuelle et les perspectives du secteur de jeunesse dans nos régions
12h30 Pause de midi – Déjeuner sur place
13h30 Travail en ateliers - A choisir lors de l’inscription
Atelier 1: Donner la parole aux jeunes pour qu’ils partagent leurs expériences
Atelier 2: Donner la parole aux professionnels pour qu’ils partagent leurs pratiques
Atelier 3: Discrimination ! Quels outils à disposition du secteur de jeunesse ?
Atelier 4: Travail de différenciation - travail en direction des filles pour aller vers une meilleure égalité filles-garçons
15h30 Pause-café et départ
Grußwort/mots de bienvenue Georg Maringer, Vize-Präsident der HTW/Vice-Président de la HTW Saar
Grußwort/mots de bienvenue Prof. Dr. Charis Förster, Dekanin des Fachbereiches Sozialwissenschaft der HTW Saar/Doyenne du département Sciences Sociales de la HTW Saar
Grußwort/mots de bienvenue Michael Ney, Regionalverband Saarbrücken Downlad Deutsch
Grußwort/mots de bienvenue Joachim Weber, Präsident der Euregio und Bürgermeister der Stadt Konz/Président d’EuRegio et Maire de la Ville de Konz: Downlad Deutsch/francais
„Lebenslagen junger Menschen in der Großregion – Herausforderungen für die Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft“.
Prof. Dr. Dieter Filsinger: HTW Saar, Saarbrücken
Hier geht es zum Vortrag
„Die Jugendarbeit in Luxemburg und Stellenwert ehrenamtlichen Engagements, Strukturen die für benachteiligte Jugendliche Angebote vorhalten“
Jérôme Mailliet, verantwortlich für die Strategieentwicklung beim luxemburgischen Dachverband der Jugendhäuser (EGMJ asbl), Luxemburg
Hier geht es zum Vortrag: Download PDF
« Parcours de vie des jeunes dans la Grande Région - Défis pour le travail de jeunesse dans une société marquée par les migrations »
Prof. Dr. Dieter Filsinger: HTW Saar, Sarrebruck
Download conférence
« Le secteur de jeunesse au Luxembourg et l’importance du bénévolat, les structures qui accompagnent les jeunes défavorisés »
Jérôme Mailliet, Responsable Service Stratégie, Entente des Gestionnaires des Maisons de Jeunes (EGMJ a.s.b.l.)
Download conférence
Integration und Teilhabe junger Migrant*innen/Geflüchteten: biografische Beispiele aus der Jugendarbeit (Landesjugendring Saar mit Landesjugendnetzwerk Vielfalt) und Studium (Institut Régional du Travail Social de Lorraine)
Moderation: Daniel Frisoni (IRTS de Nancy) und Georg Vogel ( Landesjugendring Saar)
Fachkräfte in der Jugendarbeit, die konkret über ihre Praxis in diesem Kontext berichten und sie erläutern.
Moderation: Pia Meiers-Heisel (Regionalverband Saarbrücken), Beate Hussong (Saarpfalz-Kreis)
Moderation: Werner Barthel (Landkreis Kusel)
Hier geht es zu den Inhalten des Workshops
Netzwerk für Demokratie und Courage
Projekt Erasmus+
Moderation: Frau Prof. Dr. Ulrike Zöller, HTW Saar
Hier geht es zu den Inhalten des Workshops:
Intégration et participation de jeunes migrants : des exemples de parcours soutenus par le secteur de jeunesse et le monde enseignant
Animation: Daniel Frisoni (IRTS de Nancy) et Georg Vogel, Landesjugendring Saar
Deux ou trois professionnels du secteur de jeunesse expliquent leurs pratiques dans ce nouveau contexte
Animation: Pia Meiers-Heisel (Regionalverband Saarbrücken), Beate Hussong (Saarpfalz-Kreis)
Download le contenu de l`atelier
Animation: Werner Barthel (Landkreis Kusel)
Download le contenu de làtelier
Netzwerk für Demokratie und Courage
Animation: Frau Dr. Ulrike Zöller, HTW Saar
Eine Veranstaltung der EuRegio SaarLorLux+ in Kooperation mit "Entente Gestionnaires des Maison des Jeunes" , der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) des Saarlandes und dem "Jugendserver-Saar" - ein Projekt des Landesjugendring Saar e.V.
Mit finanzieller Unterstützung des Regionalverband Saarbrücken.
Demokratiekonferenz 2018 der "Partnerschaft für Demokratie" des Saar-Pfalz-Kreises.
Digitale Dokumentation der Fachtagung vom 26.10.2018.
Hier geht`s zum Flyer mit dem Programm.
Nachfolgend findet ihr Kurzfassungen der Vorträge und Praxisimpulse sowie einen Einblick in die nachfolgende öffentliche Festveranstaltung und Bildergalerien zur Fachvberanstaltung und der nachfolgenden Festveranstaltung mit Poetry Slam und der Prämierung der Presträger des Kunstwettbewerbes.
Der Videoclip zur Veranstaltung wird euch ebensfalls hier demnächst zur Verfügung stehen.
#diesejungenleute - dieser Hashtag erregte Ende Januar diesen Jahren bundesweite Aufmerksamkeit. Ausgehend von einer eher kleinen Anekdote entstand eine breitgefächerte Debatte über den Umgang mit jungen Erwachsenen und den mangelnden Respekt vor deren Meinung und Engagement.
Im Kontext der „Partnerschaften für Demokratie" kommt Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine besondere Bedeutung zu, nicht nur als Zielgruppe und Teilnehmende von Projekten, sondern insbesondere als handelnde Akteure, die die Partnerschaften prägen und mit Leben erfüllen. Gerade im ländlichen Raum stellt die Erreichung und Aktivierung dieser Gruppe kein leichtes Unterfangen dar, viele Projektträger sind daher mit entsprechenden Fragen und Herausforderungen konfrontiert.
Diese möchten wir im Rahmen der diesjährigen Demokratiekonferenz auf Basis von Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen aus der Region gemeinsam diskutieren. Hierbei möchten wir explizit nicht aus der Außenperspektive über Jugendliche reden, sondern vielmehr mit ihnen, weshalb schwerpunktmäßig junge Menschen referieren, moderieren und präsentieren werden.
In der „Partnerschaft für Demokratie“ im Saarpfalz-Kreis im Rahmen des Bundesprogrammes
„Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend arbeiten Akteure aus Vereinen, Verbänden, Kirchen, Jugendzentren und weiteren zivilgesellschaftlichen Institutionen mit Akteuren der kommunalen Verwaltung zusammen.
Basierend auf Herausforderungen und Bedürfnissen vor Ort entwickeln die Akteure gemeinsam eine Strategie zum Umgang mit Extremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit, die regelmäßig re ektiert und weiterentwickelt wird.
Ziele
Zu Beginn des Auftaktvortrages spricht Klaus Farin über die Standardsicht auf die Jugend, nämlich, dass „sie schlecht ist“. Dieses Bild wird insbesondere durch die Medien geprägt. Denn die Medien brauchen natürlich Zuschauer und diese erreicht man nicht, indem man ihnen „langweilige Jugendliche“ präsentiert. Daher wird das Außergewöhnliche, Schlimme, Extreme gezeigt. Demnach kommen die Drogenabhängigen, Gewalttätigen oder auch Extremisten vor und nicht die 80-85% der „langweiligen“ Jugendlichen. So wird das Bild der Jugendlichen geprägt.
Klaus Farin führt Zahlen aus den Jugendstudien auf. So ergibt sich aus diesen eben ein anderes Bild, als dieses, welches in den Medien entsteht. Denn noch nie waren Jugendliche so leistungskonform, wo wenig konfliktorientiert, so wenig rebellisch wie die frühere Generation. Wobei hier nur vom Durchschnitt ausgegangen wird. Ausnahmen gibt es natürlich.
Hier ein paar Fakten aus den Studien: Jugendkriminalität sinkt seit 12 Jahren, Jugendgewalt auch. Nur 12 % der unter 18-Jährigen raucht, Mädchen weniger als Jungs. Unter 18-Jährige trinken auch weniger Alkohol. Die Konsumentenquote beim Kiffen bei Marihuana ist genauso hoch wie 1972, unter 5 %. Die Leistungsbereitschaft steigt ständig. Über 90% der Jugendlichen sind übrigens zufrieden mit der Erziehung ihrer Eltern.
Zum Thema Alkoholismus, Arbeitslosigkeit etc.: „Die gefährdetste Altersgruppe sind eher Männer zwischen 40 und 50. Und nicht Jugendliche. Sonderprogramme, die es gibt, Aussteigerprogramme, die richten sich auch immer an Leute unter 30. Die ganzen Affinitätsstudien, Bundesverwaltung für sonderliche Aufklärung und alle anderen, die enden irgendwie immer Mitte 20. Offenbar konsumieren wir Mitte 20 keine Drogen mehr.“
Weiter geht er auf die Verschärfungen ein im Jugendschutz und insbesondere auf die Verdrängung der Jungen gerade in den Innenstädten. So entstehen überall Einkaufmalls, die eigentlich für Jugendliche gemacht sind. Wenn diese aber nicht den Vorstellungen entsprechen – einkaufen, bezahlen, nach Hause gehen -, sondern beispielsweise auf den Bänken mit ihrer Clique sitzen, wird sehr schnell von den Ladenbesitzern die Polizei gerufen, insbesondere dann, wenn es sich um Punks handelt. Doch seit wann ist es verboten auf den Bänken zu sitzen? Oder gilt dieses Recht für Punks nicht?
Klaus Farin führte noch weitere Beispiele der Verdrängung auf bevor er wieder zur „braven“ Jugend zurückkehrt. Die Jugend wird braver und zeigt weniger Engagement. Er betont, dass man nicht der Jugend den schwarzen Peter zuschieben kann, denn diese sind von den Erwachsenen geprägt, erzogen, sozialisiert. „Wir sind eben auch sehr brav und die Mehrzahl sehr unengagiert. Und nicht politisch engagierte Menschen, sondern Couchpotatoes“, so Klaus Farin. „Jugendliche bilden letztendlich die Erwachsenengesellschaft. Sie sind ein bisschen engagierten, ein bisschen mehr auf Fair Play, auf Gerechtigkeit orientiert, ein bisschen weniger rassistisch, ein bisschen friedensliebender, ein bisschen stärker gegen Gewalt orientiert.“ Klaus Farin führt weiter auf, dass dies mit zunehmendem Alter nachlässt, beim Wahlverhalten merke man dieses. Würden Green Peace oder Amnesty International Wahlparteien darstellen, würden diese von den Jugendlichen die absolute Mehrheit erhalten. Aber mit zunehmendem Alter wird die Jugend den Erwachsenen ähnlicher. Wertänderungen passieren nicht in 10 bis 15 Jahren, sondern vielmehr in 35 bis 30 Jahren. Die Werte, die sich in den 68er Jahren geändert haben – mehr Demokratie, mehr zivilgesellschaftliches Engagement – haben sich in den späten 90ern und in den 00-er Jahren durchgeschlagen und sind zu m Konsens der Erwachsenengesellschaft geworden.
Klaus Farin geht im Folgenden darauf ein, dass Jugendliche nicht so einfach zu bewegen sind, sich zu engagieren, oft sogar nicht einmal für ihre eigenen Interessen. Genau wie eben die Erwachsenengesellschaft. Hier spielen viele Faktoren mithinein.
Drei Säulen, in denen sich Jugendliche engagieren können, werden von Klaus Farin aufgeführt: Jugendkulturen, Vereine und offene Jugendarbeit. Die Jugendarbeit ist dabei ein Forum um partizipativer Projekte. Jugendkulturen sind dagegen informelle Szenen.
Wer zu Jugendkulturen gehören will, muss sich engagieren, egal ob Punk, Skater, Grufti, Ultra. Ganz nach dem do-it-yourself-Prinzip. „Wer aktiv in der Szene ist, muss alles selber machen. Das ist die einzige Form, Respekt zu bekommen. Also nicht nur zu Partys gehen, sondern auch selber welche zu organisieren. Selber zu texten, selber abends auf der Bühne zu stehen und nicht nur im Publikum zu stehen. Selber zu rappen, sich selber für die Szene engagieren.“ „Selber machen und zwar in gleichaltrigen Kreisen im Wesentlichen. Das zeichnet eben die Jugendkulturen aus. Die Erwachsenengesellschaft ist draußen“, so Klaus Farin. Im Gegensatz zum Engagement in Vereinen sind die Jugendlichen in Jugendkulturen selbstbestimmt, hier wird ihnen nicht gesagt, was sie tun müssen wie im Fußballtraining beispielsweise. Attraktiv macht die Jugendkultur auch der Freundschaftskreis. Jugendkulturen sind demnach Freundschaftsnetzwerke bzw. informelle Beziehungsnetzwerke, die wichtig sind für Jugendliche. Klaus Farin wirft die Frage auf, ob es überhaupt noch Jugendkulturen gibt, denn sie sind augenscheinlich verschwunden. Aber es gibt sie. So gibt es heute mehr Punks als in den 70er oder 80er Jahren. Denn Punk bedeutet ja nicht, dass man betrunken auf der Straße sitzt und nach einem Euro fragt. Punk ist mehr als das und es gibt sehr viele Punk-Bands heutzutage. Ein Indikator für die Szene. Auch die Gothik-Szene ist eine klassische In-House-Szene. Und insgesamt 20% der Jugendlichen schließen sich heute Jugendkulturen, als aktiver Part. Und nach der Shell-Studie ist dies bereits seit 1972 so.
Mehr zu Klaus Farin findet ihr auf seiner Hompage.
Tobias Drumm bietet nicht wie so oft bei einer praxisnahen Präsentation das best practice Beispiel, nein, er beginnt in seinem Impuls mit einem „Worst-Case“ aus seiner alltäglichen Arbeitswelt in den Jugendzentren, also wie Jugendarbeit gehemmt wird, um dann mit seinen Überlegungen fortzufahren, wie man denn Jugendengagement fördern kann.
In seinem ersten Teil des Praxisimpuls stellte er einen anonymisierten Fall aus einem selbstverwalteten Jugendclub im Saarland vor, den er als worst-case, also das schlimmste Szenarion, betitelt. In dem Beispiel, das er nennt, scheiterten Jugendliche vor allem an Verwaltungshürden oder daran, dass sie nicht ernst genommen wurden. Er beendet seine Schilderung des Falls mit den Worten: „Und das ist leider auch das traurige Ende der Geschichte. Die Jugendeinrichtung war geschlossen. Die Gemeinde war ihre engagierten Jugendlichen los und die engagierten Jugendlichen ihr Engagement.“
In dem zweiten Teil seines Praxisimpuls schaute er sich an, was man aus dem vorherigen Fall herausziehen kann, wenn man jugendliches Engagement fördern möchte. Als erstes stellt er heraus, dass man auf Augenhöhe kommunizieren und handeln müsse. Damit ist gemeint, dass die Anliegen der Jugendlichen ernst genommen werden müssen und man sich selbst auch an ausgemachte Regeln halten muss. Außerdem ist entscheidend, dass man ergebnisoffen verhandelt, was bedeutet, dass man Diskussionen zulassen und Argumente anhören muss. Tobias Drumm nennt in diesem Zusammenhang das Wort Scheinpartizipation und appelliert an Fachkräfte und die Gemeinden, dass Partizipation nicht bedeutet, Jugendlichen vorzuschreiben wo und wie sie sich engagieren sollen, sondern dass man aushalten muss, dass Jugendliche mitmachen dürfen und ihre eigenen Anliegen vorbringen dürfen. Der zweite wichtige Punkt ist für Tobias Drumm, dass Bürokratische Hürden vermieden werden. Er erklärt, dass jugendliche Lebenswelten sehr schnelllebig sind und „manche Jugendgeneration es gar nicht solange aushält, bis sie mal auf dem Amt wären“. Hierzu zählt auch, dass die Jugendlichen klare Ansprechparter*innen haben. Ein weiterer wichtiger Punkt um jugendliches Engagement zu fördern sieht Tobias Drumm darin, den Jugendlichen Vertrauen vorzuschießen. „Wer Jugendliche zu Engagement anregen möchte, der muss auch mutig sein und sie einfach mal machen lassen.“ Den nächsten Punkt ‚Fehler tolerieren‘ begründet Tobias damit, dass man um die Vorteile von jugendlicher Partizipation zu bekommen, die Fehler der Jugendlichen aushalten muss. Wichtig hierbei ist, dass die Fachkräfte und die Gemeinden den Jugendlichen den Rücken freihalten, wenn dann doch mal etwas schief geht. Tobias Drumm betont, dass immer mal etwas schiefgehen wird. Für ihn haben Fachkräfte eine ‚Pufferfunktion‘. Außerdem spricht er an, dass es eine Generation Gap gibt und man diese ebenfalls aushalten müsse. „Wenn wir als Erwachsene in einen Jugendclub kommen, dann muss es uns dort nicht gefallen.“ Man müsse respektieren und tolerieren, dass Jugendliche eine andere ästhetische Wahrnehmung haben als Erwachsene.
Als letzten Punkt, um jugendliches Engagement zu fördern, benennt er die Schaffung von Experimentierräumen. Dabei meint er, dass man sowohl zeitliche als auch materielle Freiräume schafft und die Möglichkeiten, die ein Projekt oder ein Raum hergibt, maximiert. Er redet davon, dass Jugendliche einen Raum brauchen, indem sie frei sind von schulischen Zwängen, Verwertungslogik und Selbstoptimierungszwängen. Zum Abschluss nennt er ein Zitat von Knauer, Sturzenhecker (2005): „Wer jugendlicher Partizipation assistieren will, wird Konflikte begrüßen. In ihnen zeigen sich Interessen, Engagement und Beteiligungsbereitschaft. Sie enthalten Mitbestimmungs- und Lernchancen und sind deshalb der Grundstoff aus dem Partizipation beschaffen ist. Partizipation heißt immer auch Experimente zu wagen und mit Hindernissen, Fehlern, Rückschlägen zu rechnen.“
Tobias Drumms eigenes Fazit bezieht sich darauf, dass sich Erwachsene, die jugendliches Engagement fördern möchten, regelmäßig selbst reflektieren müssen und hinterfragen müssen, ob man Vertrauen vorschießt, ob man Experimentierräume schafft, ob man Bürokratische Hürden aufbricht und ob man Fehler von Jugendlichen auch tolerieren und aushalten kann. „Und ich denke, wenn man sich selbst regelmäßig reflektiert und das alles checkt, funktioniert das auch, dass man Jugendliche hat, die sich gerne engagieren.“
Das Projekt Junge Biosphäre:
Die Junge Biosphäre als solche ist nur durch eine LEADER-Förderung möglich, bei der Fördergelder von EU und Umweltministerium während der drei-jährigen Projektlaufzeit das Projekt finanzieren. Projektträger ist der Landesjugendring Saar in Kooperation mit dem Biosphärenzweckverband Bliesgau, dem Saarpfalz-Kreis sowie dem ökologischen Schullandheim Spohns Haus.
Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren aus der Biosphäre Bliesgau
Konkret sollen innerhalb der Jungen Biosphäre sogenannte „Kleinprojekte mit Nachhaltigkeitscharakter“ durchgeführt werden: Junge Menschen haben die Möglichkeit, dass sie mit unserer Hilfe ihre Projektideen, die das Thema Nachhaltigkeit behandeln, umsetzen und finanzieren können. Die Jugendlichen sollen dabei somit als handelnde Akteure auftreten und nicht „von oben herab“ mit einer Projektausführung beauftragt werden. Ziele des Projekts sind demnach vor allem, die Partizipation und die Mitsprache junger Menschen im ländlichen Raum zu stärken: Sie sollen konkret bei der Gestaltung ihrer Heimat – also egal ob Ort, Dorf oder Gemeinde – aktiv werden und dabei Unterstützung erhalten, dass ihre Ideen umgesetzt werden.
Außerdem spielt natürlich auch der Punkt der Vernetzung innerhalb des Projekts eine wichtige Rolle. Gleichgesinnte oder generell junge Menschen sollen Gelegenheit haben, sich z.B. bei Events miteinander zu vernetzen. Dafür wird jedes Jahr ein großes Wochenend-Forum im Sommer geplant: Workshops können gemeinsam besucht und sich untereinander ausgetauscht werden. Außerdem bietet das Forum Gelegenheit, dass Jugendliche mit Entscheidern aus der Politik zusammenkommen können, damit sie mit ihnen diskutieren können und auch ihre Ideen ihnen vorbringen können.
Für die Vernetzung werden aber auch kleinere Veranstaltungen und Workshops im Laufe des Jahres angeboten, bei denen auch das Thema Nachhaltigkeit behandelt wird.
Jugendbeteiligung innerhalb der Jungen Biosphäre:
Zu Beginn des Projekts fanden Kick-Off-Veranstaltungen für Jugendliche statt, bei denen sowohl die Idee als auch die Beteiligungs-Möglichkeiten bei der Jungen Biosphäre erklärt wurden. Daraufhin konnten sich Freiwillige melden, die dann konkret in die einzelnen Abläufe integriert wurden.
Um eine Identifikation der Zielgruppe mit der Jungen Biosphäre zu gewährleisten, sollten die Jugendlichen direkt beim Erscheinungsbild mitwirken. So wurde in Absprache mit den Jugendlichen das Logo und das Corporate Design der Jungen Biosphäre entwickelt.
Die Gruppe von Ehrenamtlichen wurde dann zur Projektgruppe der Jungen Biosphäre, die gemeinsam mit Vertretern der Kooperationspartner über die Vergabe von Projektgeldern und Kleinprojekt-Anträge entscheidet.
Bei den Kleinprojekten spielt der Partizipations-Punkt eine sehr wichtige Rolle, nämlich bei der Projektidee selbst und deren Umsetzung. Es ist ausschlaggebend, dass die Antragsstellung von den Jugendlichen selbst kommt, und sie nicht von „oben herab“ gezwungen werden, etwas mit uns umzusetzen. Generell werden Info-Termine vor Ort in Jugendclubs angeboten, bei denen ein gemeinsames Brainstormen stattfindet. Dabei wird die Bandbreite aufgezeigt, was für Kleinprojekte im Prinzip möglich sind. Dabei haben die Jugendlichen Gelegenheit, Probleme im Ort oder beim Jugendclub auf zu zeigen, sodass gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann. Die finale Antragsstellung muss dann jedoch von den Jugendlichen direkt erfolgen (über ein Online-Formular auf der Homepage: https://www.junge-biosphaere.de/mitmachen/)
Hier stehen euch die Folien zum Download zur Verfügung.
Der Videoclip zur Fachtagung "#diesejungenleute" ist online. Hört rein! Unter anderem mit Ausschnitten aus dem spannenden Vortrag von Klaus Farin "Über die Jugend und andere Krankheiten...", den Praxisimpulsen von Tobias Drumm (Projekt OFFENsive!) "Selbstverwaltete Jugendclubs - Demokratiepotenzial im ländlichen Raum" und Carmen John (Leaderprojekt Junge Biosphäre) "Die eigene Heimat gestalten? - Jugendengagement im Bereich der Nachhaltigkeit", sowie der anschließenden Diskussionsrunde "Jugendbeteiligung in der Praxis".
Hier könnt ihr euch den Film auch auf YouTube anschauen.
Noah Klaus, Poetry-Slammer
Jahrgang 1993: Studium der Kulturwissenschaft und Französistik an der HU Berlin von 2012 bis 2018, parallel Auftritte im Rahmen von Poetry Slams und Lesebühnen im gesamten deutschsprachigen Raum, mehrere Teilnahmen an den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften, Veröffentlichungen in mehreren Anthologien (z.B. die Poetry Slam Fibel), aber auch Tätigkeit als Veranstalter in Berlin. Texte zumeist sehr satirisch und gesellschaftskritisch.
Beispieltexte:
https://www.youtube.com/watch?v=joooRV27t-Y
https://www.youtube.com/watch?v=tiGdJ7_GDT8
Frederic Koch, Bildungswerk für Schülervertretung und Schülerbeteiligung, Moderator
studiert neben der Schule Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum, geschäftsführender Vorstand des Bildungswerk für Schülervertretung und Schülerbeteiligung, 2017-2018 Aufsichtsratsmitglied der europäischen Schüler*innenvertretung, 2015-2017 Landesvorstand der Landesschüler*innenvertretung NRW. 2015-2017 Mitglied des Runden Tisches G8 und der prozessbegleitenden Steuerungsgruppe der Landesregierung NRW
Infos zur Institution: http://sv-bildungswerk.de/
Justine Alice Zaki Moussa, Jugendforum Saarpfalz
Psychologiestudentin im ersten Semester an der FernUniversität Hagen. 2011-2015 Mitglied bei den Pfadfindern in Niederwürzbach, davon 3 Jahre als Leiterin der Jugendgruppe.Seit 2016 Mitglied im Jugendforum Saarpfalz. 2017 Teilnahme an der Youcon und dem darauf folgenden Agendakongress Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Demokratiekonferenz 2017 der "Partnerschaft für Demokratie" des Saar-Pfalz-Kreises.
Digitale Dokumentation der Fachtagung vom 12.09.2017.
Hier geht`s zum Flyer mit dem Programm.
Nachfolgend könnt ihr findet ihr Kurzfassungen der Vorträge, einen Videoclip zur Veranstaltung sowie eine Bildergalerie.
Unter dem Titel „Lernorte der Demokratie“ beschäftigt sich die Demokratiekonferenz 2017 der „Partnerschaft für Demokratie“ des Saarpfalz-Kreisesmit verschiedenen Facetten des Demokratielernens und gibt Anstöße für die pädagogische Arbeit – getreu dem Motto „Demokratie geht uns alle an!“.
Im Rahmen der „Partnerschaft für Demokratie“ im Bundesprogramm „Demokratie Leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veranstaltet der Saarpfalz-Kreis gemeinsam mit dem Adolf-Bender-Zentrum jährlich eine Demokratiekonferenz. Innerhalb der diesjährigen Tagung sollen durch renommierte Referentinnen und Referenten mögliche Lernräume und Lernorte charakterisiert, ihre Potenziale und Grenzen aufgezeigt und insbesondere Anstöße für die Projektentwicklung und praktische Umsetzung vor Ort gegeben werden.
Zur Herausbildung demokratischer Handlungskompetenzen bedarf es einer Vielzahl von Bemühungen und Gelegenheiten und dem Zusammenwirken aller Sozialisationsinstanzen. Kindergärten, Jugendzentren, Elternhaus, Verwaltung und viele mehr sind gleichermaßen gefordert, um Demokratie als Lebens- und Gesellschaftsform zu verinnerlichen und entsprechende Handlungskompetenzen auszubilden. Auch die Schule nimmt in diesem Kontext ohne Zweifel eine wichtige Funktion wahr. Dementsprechend richtet sich die Veranstaltung an alle haupt- und ehrenamtlichen Akteure aus den Bereichen Bildung, Jugend- und Sozialarbeit, Verwaltung sowie weitere Aktive und Interessierte im Rahmen der Partnerschaft.
Die Tagung findet in Kooperation mit JUZ United e.V., dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien sowie dem Jugendserver-Saar statt und ist als Lehrerfortbildung anerkannt.
Hintergrund:
Seit dem Jahr 2016 engagiert sich der Saarpfalz-Kreis im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Rahmen der „Partnerschaft für Demokratie“ des Saarpfalz-Kreises stehen bis Ende 2019 Gelder bereit, um Engagement zu fördern, Präventions- und Aufklärungsarbeit zu leisten und nachhaltige Strukturen der Auseinandersetzung mit demokratiegefährdenden Tendenzen aufzubauen. Im Zentrum der Partnerschaft steht das produktive nachhaltige Zusammenwirken von Akteuren im Landkreis. Alle Bürgerinnen und Bürger des Saarpfalz-Kreises sind herzlich eingeladen, sich im „Rahmen der Partnerschaft für Demokratie“ einzubringen, Ideen zu äußern, sich fortzubilden und die Weiterentwicklung des Projektes konstruktiv und kritisch zu begleiten.
In der „Partnerschaft für Demokratie“ im Saarpfalz-Kreis im Rahmen des Bundesprogrammes
„Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend arbeiten Akteure aus Vereinen, Verbänden, Kirchen, Jugendzentren und weiteren zivilgesellschaftlichen Institutionen mit Akteuren der kommunalen Verwaltung zusammen.
Basierend auf Herausforderungen und Bedürfnissen vor Ort entwickeln die Akteure gemeinsam eine Strategie zum Umgang mit Extremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit, die regelmäßig re ektiert und weiterentwickelt wird.
Ziele
In ihrem Vortrag führt Prof. Dr. Simone Abendschön den Teilnehmern der Fachtagung zuerst einmal die Relevanz des Themas auf. Hierzu definiert sie den Begriff der politischen Sozialisation mit den verschiedenen Sozialisationsinstanzen der Familie, Schule, den Peers, den Medien etc. Nur mit gelungener politischer Sozialisation wird der Mensch ein informierter, engagierter, „mündiger“ und toleranter Bürger (Oesterreich 2002). Heute werden Kinder nicht mehr nur zukünftige Bürger gesehen, sondern auch als aktuelle, das bedeutet, dass Kinder auch mehr politisch und gesellschaftlich teilhaben sollen. Somit ist politische-demokratische Bildung Auftrag der Grundschule geworden. Im Saarland beispielsweise ist der Themenkomplex „Individuum, Gruppe und Gesellschaft im Sachunterricht Klasse 3/4 Kerncurriculum verankert.
Im weiteren Verlauf stellt Abendschön das Forschungs-Projekt „Demokratie leben lernen“ ausführlich vor. Ein sehr spannendes Projekt, welches im Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (gefördert von der DFG) angesiedelt ist mit dem Ziel, Kenntnisse im Bereich der frühen politischen Sozialisation zu verbessern. Das Projekt läuft seit 2003 und wird 2009 enden. Es wird den Fragen nachgegangen, über welches politisches Verständnis, welche Werte und Normen Kinder in der Grundschule verfügen. Zeigen sich hier Unterschiede bezüglich des Geschlechts oder der Herkunft und welche Erklärungen gibt es dafür? Haben auf diese Unterschiede die verschiedenen Sozialisationskontexte Einfluss?
Erhoben werden die Daten mit qualitativen Interviews, Expertengesprächen, Fragebögen und Pretests. Die erste Erhebung findet im 1. Schuljahr statt (am Anfang und am Ende), eine weitere in der 4. Klasse. Inhalte der Interviews sind beispielsweise gesellschaftliche Problembereiche (Umweltverschmutzung) oder Politik in Deutschland oder eben grundsätzliche soziale Einstellungen. Diese Fragen können dann lauten „Was macht denn der Bundeskanzler? Was hat er denn für Aufgaben?“, „Was heißt denn wählen?“ usw.
Ergebnisse der Interviews zeigen, dass die Kinder grundsätzlich über ein politisches (Vor-) Verständnis und Wissen verfügen, dass die Kinder nicht immer die korrekten Begriffe nennen konnten, dass die Kinder mit mehr Schulerfahrung auch mehr wissen.
Die Fragebögen werden kindgerecht erstellt, d.h. es wird mit Symbolen gearbeitet (Smileys etc.). Die Befragung finden im Klassenverband statt, jedes Kind füllt aber für sich aus. Die Fragbögen im 4. Schuljahr sind dann bereits schriftlich und zum eigenständigen Ausfüllen. Lehrer und Eltern wurden nur einmal befragt.
Hier schon einmal eine knappe Zusammenfassung der Ergebnisse:
Viele der Kindheit verfügen zu Schulbeginn über grundlegende politische Kenntnisse und normative Orientierungen. Das politische Verständnis steigt mit Schulerfahrung. Die Gleichberechtigungsorientierung steigt zu Anfang, sinkt dann aber im weiteren Verlauf wieder. Einfluss auf die politischen Kenntnisse und normativen Orientierung nehmen in hohem Maße das Geschlecht, die Herkunft, das Wohnumfeld und die Tatsache, ob Kinder-Nachrichten geschaut bzw. gehört werden oder nicht.
Nach diesen Ergebnissen sollte daher eine altersgerechte politische Bildung spätestens bereits in der Grundschule einsetzen.
Weitere Infos auch unter http://www.mzes.uni-mannheim.de/d7/de/projects/demokratie-leben-lernen-dll.
Fabian Müller zeigt in seinem Vortrag in einem ersten Schritt auf, was die Jugend von heute ist: pragmatisch, experimentierfreudig, engagiert, idealistisch, politisch interessiert usw. Dies geht ganz klar aus der 17. Shell Jugendstudie von 2015 hervor. Das Interesse an Politik ist seit 2002 von 30% auf 41% in 2015 gestiegen. Hieraus ergeben sich nun Fragen für die Gesellschaft. Hierzu stellt Müller die Bücher des „digital native“ Philipp Riederle „Wer wir sind und was wir wollen“ und „Wie wir arbeiten und was wir fordern“ vor. Weiter vergleicht er Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen mit dem heutigen Schulsystem. Wie lässt sich der Wunsch der Jugend nach Beteiligung und Selbstwirksamkeit mit dem Zwangscharakter, dem asymetrischen Verhältnis und den zementierten Strukturen vereinen? Und so stehen die vorwärtsgewandten Jugendlichen dem rückwärtsgewandten Schulsystem gegenüber. Das Schulsystem hat zudem Selektions- und Allokationsfunktion. An ausgewählten Beispielen, so beispielsweise aus Facebook-Posts von Jugendlichen, zeigt er, dass Jugendliche klar aussprechen, nicht wirklich auf das Leben vorbereitet zu werden. So kann man zwar eine Gedichtsanalyse schreiben, aber weiß nichts über Versicherungen oder Steuern...
Hieran schließt sich die Vorstellung von drei Demokratieformen und deren Auffassung von Demokratie an. Hat die Demokratie als Herrschaftsform die Auffassung beispielsweise von allgemeinen, freien und geheimen Wahlen oder einer unabhängigen Justiz, so hat die Demokratie als Gesellschaftsform die Auffassung einer friedlichen Konfliktregelung oder der Vielfalt der Medien. Die dritte Demokratieform ist die der Lebensform. Sie hat die Auffassung der Selbständigkeit und Selbstverantwortung, der Gleichberechtigung, der Toleranz und Anerkennung usw. (Quelle: www.schulische-gewaltpraevention.de/gewaltpraevention%20sekundarstufe/images3/demokratie3.jpg.)
Wie kann man dies nun in der Schule umsetzen? Beispiele sind etwa der Klassenrat, demokratisches Handeln oder Modellschulen. Müller führt hierzu aktuelle Hemmnisse seitens der Schulen auf. So liegt der Fokus der Schule auf Fachunterricht sowie auf der Demokratie als Herrschaftsform. Demokratie ist aber auch Gesellschaftsform und Lebensform. Man soll nicht nur Demokratie lernen, sondern auch leben. Hinzu kommt, dass es keine konkrete rechtliche und curriculare Verankerung gibt. Um an dieser Stelle nur einige Beispiele zu nennen. Zudem fehlt es im Schulbetrieb meist an Zeit- und Personalressourcen zur Umsetzung und auch die erprobten Modelle werden nicht in der Fläche weiterverbreitet. So müsste es eine Gesamtstrategie geben bzw. verschiedene „Segmente“ zu einer Gesamtstrategie in der Schulkultur verzahnt werden. Hierzu gehören: Fortbildungen, Projekte/Wettbewerbe, Kooperationen, SV/Parlament/Beteiligung/, Inklusion, Feedback-Kultur etc.
Am Ende seines spannenden Vortrages stellt Müller die aktuellen Entwicklungen im Saarland vor. So wird das Förderprogramm „Demokratisch Handeln – Ein Förderprogramm für Jugend und Schule“ regional betreut durch das Adolf-Bender-Zentrum im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Saarland.
Demokratisch Handeln - Ein Wettbewerb für Jugend und Schule
Der Wettbewerb Demokratisch Handeln wird seit 1990 für alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland ausgeschrieben. Mit der Aufforderung "Gesagt! Getan: Gesucht werden Beispiele für Demokratie. In der Schule und darüber hinaus" sollen schulische Gruppen angesprochen, insbesondere aber Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen gewonnen werden. Ideeller Partner des Wettbewerbs ist die Theodor-Heuss-Stiftung e. V.. Der Förderverein Demokratisch Handeln e.V. ist Träger des Wettbewerbs.
Teilnehmen können Kinder und Jugendliche alleine, in Gruppen oder zusammen mit Lehrenden aller Schularten und Schulstufen, auch mit Eltern und mit Jugendarbeitern. Es interessieren Themen und Projekte aus dem Alltag von Schule und Jugendarbeit, insbesondere solche, die eine eigenverantwortliche Tätigkeit ermöglichen.
Mittelfristige Ziele des Förderprogramms sind dabei die Unterstützung durch Beratung (Ansprechpartner vor Ort etc.), Vernetzung (Fortbildung, Fachaustausch etc.) sowie Öffentlichkeitsarbeit (Infostände, Werbematerial etc.). Nähere Infos hierzu unter http://www.demokratisch-handeln.de/
Auch die bestehenden „Partnerschaften für Demokratie“ im Bundesprogramm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bieten sich als Fördermöglichkeit für Projekte des Demokratielernens an.
Fördergebiete sind der Landkreis Neunkirchen, die Stadt Saarbrücken, der Regionalverband Saarbrücken, die Stadt Homburg und der Saarpfalz-Kreis.
Wie selbstverwaltete Jugendtreffs Räume für Jugendliche geben, wie dort Teilhabe und Demokratie praktisch gelebt wird, wie sie ihren Ort beleben: das gibt es hier im Videoclip von juz-united mit O-Tönen von Jugendlichen.
Hier geht es zu den Folien des Vortrages zum Download.
Benedikt Widmaier geht in seinem Vortrag zu Beginn auf ein Zitat aus der Eröffnungsrede von Bundesministerin Katarina Barley vom 08.09.2017 ein, in dem klar hervorgehoben wird, dass bürgerliches Engagement unverzichtbar für unsere Demokratie ist. Nach Theodor Heuss ist „Demokratie keine Grundversicherung, sondern das Ergebnis politischer Bildung und demokratischer Gesinnung.“ Ein spannender Vortrag.
Widmaier geht im weiteren Verlauf auf verschiedene Studien ein. Das nachlassende Interesse an der Politik, was klar aus den Zahlen der Wahlbeteiligung seit 1945 hervorgeht, ist Thema. Seit den 1970ern ist diese über 10% in den 2000ern gesunken.
Der Studierendensurvey aus dem Jahr 2014 ist der Frage nach der Relevanz von Politik und öffentlichem Leben nachgegangen. Hier zeigt sich, dass in den Jahren von 1993 bis 2013, statt 32% nur noch 24% Politik als sehr wichtig ansehen. Aber steigt das politische Interesse nicht wieder? Ein Vergleich seit 2002 zeigt, dass das Interesse an Politik bei Jugendlichen bis 2015 um 11% gestiegen ist. Das Interesse an Politik ist in einem Vergleich allerdings von 2002 bis 2015 von 30% auf 41% gestiegen ist (Jugend-Shell-Studie 2015). Interessiert sich die Jugend wieder mehr für Politik? Auch die Engagementquote in Deutschland stellt Widmaier anhand verschiedener Studien vor.
Nach diesem kurzen Einblick in unterschiedliche Studien geht er unter anderem auf die Begriffsverwirrungen ein: Engagement, politische Partizipation. Widmaier wirft due Frage auf, woher die Engagemntdebatte in der Politik kommt. Dahinter steht eine Theorie. Die Theorie des "Sozialen Kapital" auf das „Soziale Kapital“ von Robert Putnam ein. Hier wird herausgestellt, dass im Verein aktiv tätige Menschen nicht nur einen größeren Freundeskreis besitzen, sondern auch mit ihrer Umwelt zufriedener sind. Im Verein selbst ergeben sich demokratische Effekte insofern, dass die Mitglieder Toleranz erlernen und sich konstruktiv mit kontroversen Meinungen auseinandersetzen und somit auch Übung im politischen Diskurs erlenen.
Nach der Vorstellung des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ (nähere Infos auch unter https://www.demokratie-leben.de/) geht er der Frage nach, was überhaupt Demokratieförderung ist. Nach der Strategie der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung (2016, S. 11) versteht man unter Demokratieförderung „Angebote, Strukturen und Verfahren, die demokratisches Denken und Handeln stärken, eine demokratische politische Kultur auf Grundlage der wertgebundenen Verfassung fördern und entsprechende Bildungsprozesse und Formen des Engagements anregen.“ Hierzu gehören verschiedene Maßnahmen, welche die demokratieförderlichen Strukturen und Rahmenbedingungen aufrechterhalten. Der Demokratieschutz leistet hier einen wichtigen Beitrag, wobei hier die politische Bildung eine zentrale Rolle spielt, denn sie vermittelt das Grundgerüst der Demokratie. Doch was sind die Aufgaben und Ziele der politischen Bildung? Widmaier nennt hier drei Begriffe: Sehen, Urteilen, Handeln! Politisches Wissen muss vermittelt werden, die politische Urteilsfähigkeit verbessert werden und die Menschen zu politischem Handeln befähigt und motiviert werden. Hierzu bedarf es PädagogInnen, die sich unter anderem immer wieder über den Begriff des „Politischen“ verständigen müssen. Zentral dabei: „Nur wer politisch denkt bzw. ist, kann politisch bilden“.
In seinem Fazit zieht Widmaier für die Jugendarbeit wichtige Schlüsse: Demokratische Sozialisation ist eine gute Voraussetzung, aber kein absoluter Garant für künftiges politisches Handeln. Und ohne pädagogische Begleitung und Bereitstellung von Ressourcen wird Jugendpartizipation nicht funktionieren.
Eine ausführliche Berichterstattung folgt in Kürze.
Der Videoclip zur Fachtagung "Jugendarbeit lebt Demokratie" ist online. Hört rein! Unter anderem mit Ausschnitten aus den spannenden Vorträgen von Prof. Dr. Simone Abendschön "Kinder und POlitik - Die Anfänge demokratischer Bürgerschaft", Fabian Müller "Endet hier der demokratische Sektor? - Potenziale und Hemmnisse demokratischer Schulentwicklung, Theo Koch "Weit mehr als nur Abhängen - Selbstverwaltete Jugendtreffs als Lernorte der Demokratie" und Benedikt Widmaier "Aufstehen und Flagge zeigen?! - Politische Partizipation und politische Aktion als Aufgabe der politischen Bildung".
Hier könnt ihr euch den Film auch auf YouTube anschauen.
Digitale Dokumentation der Fachtagung vom 16.6.2016
Hier gehts zum Flyer mit dem Programm.
Nachfolgend könnt ihr findet ihr Kurzfassungen der Vorträge, einen Video-Clip von juz-united sowie den Videoclip zur Veranstaltung.
Wie selbstverwaltete Jugendtreffs Räume für Jugendliche geben, wie dort Teilhabe und Demokratie praktisch gelebt wird, wie sie ihren Ort beleben: das gibt es hier im Videoclip von juz-united mit O-Tönen von Jugendlichen.
Der sehr informative Vortrag von Maria Nesselrath von der Sinus-Akademie über die SINUS-Jugend-Studie 2016 war sehr erfrischend und spannend dargeboten und brachte einen tiefen Einblick in die verschiedenen Sinus-Milieus. Neben den sieben Lebenswelten lag der Fokus ihrer Darbietung darauf, welche Rückschlüsse die Ergebnisse der Studie für die Kinder- und Jugendarbeit zulassen. Hier findet ihr die Zusammenfassung ihres Vortrages sowie Links zur Sinus-Jugendstudie 2016.
Professor Dr. Benedikt Sturzenhecker ging in seinem Vortrag "Stärke und Potenziale der Jugendarbeit als Feld demokratisch-gesellschaftlichem Engagements von Jugendlichen" unter anderem der Frage nach, wie die Kinder- und Jugendarbeit ihrer Aufgabe nachkommen kann, Wege zur Selbstbildung und Demokratiebildung zu eröffnen. Anhand verschiedener Beispiele zeigte er auf, in welchen Bereichen Kinder und Jugendliche diese Erfahrungen der Selbstbestimmung und Demokratiebildung nicht machen können, und stellte damit letztlich die Potenziale der Kinder- und Jugendarbeit in den Vordergrund. Dabei ging er aber auch auf problematische Trends in der Jugendarbeit ein. Ein spannender Vortrag belebt mit einem realen Beispiel aus der Kinder- und Jugendarbeit.
Hier findet ihr eine Zusammenfassung seines Vortrages und Literaturempfehlungen.
Mit einem Klick auf die Themen erhaltet ihr mehr Infos zu den Themeninseln.
Themeninsel 1 - Jugendarbeit als Gestaltungsfaktor im ländlichen Raum (juz-united) - PDF
Themeninsel 2 - Teilhaben im Jugendverband (Landesjugendring Saar) - PDF
Themeninsel 3 - Demokratieinteressen von Jugendlichen wahrnehmen und anregen: wie geht das? (Jugendamt Regionalverband) - PDF
Themeninsel 4 - Kulturelle Vilefalt in der Jugendarbeit gestalten (Landesjugendring Saar) - PDF
Der Videoclip zur Fachtagung "Jugendarbeit lebt Demokratie" ist online. Hört rein! Unter anderem mit Ausschnitten aus den spannenden Vorträgen von Maria Nesselrath "Wie ticken Jugendliche 2016 – Lebenswelten von Jugendlichen in Deutschland im Alter von 14 bis 17 Jahren" und Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker "Stärke und Potenziale der JUgendarbeit als Feld demokratisch-gesellschaftlichem Engagement von Jugendlichen".
Hier könnt ihr euch den Film auch auf YouTube anschauen.