Warum sammelt man meine Daten?

Es gibt viele Firmen, die mit euren Daten Geld verdienen. Teilweise werden die auch "Datenkraken" genannt.

Deine persönlichen Daten sind viel Geld wert. Klingt komisch, ist aber so. Beispiel Kundenkarte: Die Rabatte, die dir gewährt werden, kommen ja nicht von ungefähr. Wenn du viele Punkte sammelst, kannst du dir dafür etwas kaufen. Und warum? Weil du bis dahin ganz viel von dir preis gegeben hast, und damit kann man Geld verdienen. Beispiel soziale Netzwerke: "myspace" ging für 580 Millionen Dollar über den Ladentisch. Facebook ist an der Börse und hat einen Marktwert von fast 200 Mrd. Dollar. WhatsApp wurde für 19 Mrd. Dollar an Facebook verkauft.


Warum wird in soziale Netzwerke so viel Geld investiert? Weil man hier an ganz viel persönliche Daten herankommt, und die sind für die Werbung ganz wichtig. Denn was will ein Fünfjähriger mit einer Rentenversicherung oder eine 89-jährige mit einem Sportwagen? Aber wenn ein Unternehmen dein Alter, deinen Wohnort und ähnliche interessante Daten von dir hat, dann kann es ganz einfach Werbung auf dich zuschneiden und dir Dinge anbieten, die dich interessieren. Ob du die wirklich brauchst, ist natürlich eine andere Frage.

Du kostest 42 Cent

Einer der größten Adressanbieter im deutschsprachigen Raum ist die Firma Schober. Dort kann man mal kostenlos probieren, was persönliche Daten so wert sind. Ein Beispiel: Gesucht werden 18-30 jährige Menschen aus dem Saarland, die sich für Gewinnspiele interessieren. Die Datenbank spuckt über 5.000 Adressen aus, jeder Datensatz kostet 30 Cent. Wenn man noch die Telefonnummer dazu haben will, gibt es nur noch knapp 1000 Datensätze, die dann jeweils 42 Cent kosten. Je nachdem wie neu die Daten sind und wie viele zusätzliche Informationen sie enthalten, kann dieser Preis natürlich viel höher oder geringer ausfallen.

Na und, ich hab doch nichts zu verbergen!

Gehst du nackt auf die Straße? Lässt du die Tür offen, wenn du auf die Toilette gehst? Kopierst du jeden Brief an dich und verteilst ihn an wildfremde Leute? Es gibt Sachen aus deinem persönlichen Leben, die einfach niemanden etwas angehen.

Stimmt, Mails oder Briefe, die dich zum Kauf irgendwelcher Sachen auffordern, kann man einfach ignorieren. Aber willst du wirklich, dass persönlichen Daten unbedingt irgendwo gespeichert und verkauft werden? Ohne, dass du genau weißt, wer sie bekommt und was damit gemacht wird? Sicher nicht.

Neben der lästigen Werbung können deine Daten aber auch für mehr herhalten. Wenn zum Beispiel die Bewerbung schief läuft, weil ein Arbeitgeber zu viel über dich herausgefunden hat? Oder du willst irgendwann in deine eigene Bude umziehen, und dein Vermieter findet übers Internet heraus, dass du gern laute Musik hörst, viel rauchst und Partys zu Hause ganz toll findest. Dann wird das wohl nichts mit dem Mietvertrag. Oder du hast großartig in einem Forum angekündigt, dass du zwei Wochen in den Urlaub fährst, und wenn du zurückkommst, ist die Wohnung ausgeräumt. Die Einbrecher haben das Forum nämlich auch gelesen, und es ist ihnen gelungen, deine Adresse rauszufinden.

Also immer dran denken: Auch wenn dir jetzt gar kein Grund einfällt, warum du deine Daten zurückhalten solltest. In ein paar Jahren gibt es dafür vielleicht Gründe, und dann ist es meist zu spät.

Es gibt also genug Gründe, mit den eigenen Daten sparsam zu sein.

Metadaten

Manche Firmen oder Behörden sammeln auch nur sog. "Metadaten". Wörtlich übersetzt bedeutet Metadaten "Daten über Daten". Metadaten sind also Daten, die etwas über andere Daten erzählen. Beispiel: Die Metadaten eines Buches sind z.B. der Autor, der Titel, und der Verlag, bei dem das Buch erschienen ist. Was in dem Buch steht, erfährt man dadurch aber nicht.

Metadaten einer Email sind z.B. die Adresse des Absenders, die Adresse des Empfängers, die Uhrzeit, zu der die Mail geschickt wurde, der Betreff der Email, vielleicht auch der Browser, der verwendet wurde, und das Betriebssystem. Der Inhalt der Email wird aber nicht gesammelt.

Metadaten von Telefonaten sind die Nummer des Anrufers, die Nummer des Angerufenen, die Dauer des Gesprächs und der Standort der Telefone/ Handys.

Ok, das geht ja noch. Die wissen dann ja gar nicht, was z.B. in meiner Email steht. Stimmt. Aber sie wissen trotzdem eine ganze Menge.

Machen wir das Beispiel mit der Email doch einfach konkret

sarahlisa99@...de hat eine Email an mischa.k1711@...de geschickt, , am 16.10.2014 um 14.11 Uhr. Der Betreff war "Hausaufgabe ;-)". Der Browser, den der Versender benutzt hat, war Mozilla Firefox 31.1.1, das Betriebssystem war Windows 7.

Das verrät schon eine ganze Menge:

  • Die Absenderin heißt sehr wahrscheinlich Sarah Lisa, und ist vermutlich 1999 geboren.
  • Der Empfänger heißt wahrscheinlich Micha K.
  • Die Zahl "1711" in der Adresse könnte sein Geburtsdatum sein, dann hat er am 17. November Geburtstag.
  • Der Betreff "Hausaufgabe ;-)" lässt vermuten, dass Sarah Lisa an Micha die Hausaufgaben aus der Schule geschickt hat. Vielleicht war Micha am 16. Oktober 2014 krank oder beim Arzt und hat die Hausaufgaben deshalb verpasst. Vielleicht hat er sie aber auch einfach vergessen. Es ist aber wahrscheinlich, dass Sarah Lisa und Micha in dieselbe Klasse gehen, auf derselben Schule.
  • Wenn Sarah Lisa die Email um 14:11 Uhr geschickt hat, hatte sie da wahrscheinlich schon schulfrei. Sie hat nämlich den Browser Mozilla Firefox verwendet, und das Betriebssystem Windows 7.  Denn die werden hauptsächlich auf PCs und Laptops benutzt, nicht auf von Handys (dort wird hauptsächlich Android oder Apple iOS verwendet.). Sarah Lisa hat die Mail also auch nicht vom Handy aus verschickt. Wenn sie mit der Schule schon fertig war, war sie sehr wahrscheinlich am PC zu Hause, als sie die Email verschickt hat. Der PC ist auch nicht mehr ganz neu, weil er nicht das aktuellste Windows Betriebssystem verwendet. Vielleicht haben Sarah Lisas Eltern einen neuen PC, und Sarah Lisa durfte den alten haben. Die Mozilla Firefox Version ist auch nicht die aktuellste. Der Benutzer der Laptops/ PCs aktualisiert den Browser also nicht so oft. Das könnte darauf hinweisen, dass er von Technik nicht viel Ahnung hat, oder sich einfach nicht dafür interessiert.
  • Sarah Lisa war um 14:11 auch schon zu Hause. Sie wohnt also nicht besonders weit weg von der Schule.
Zusammengefasst: Aus diesen wenigen Informationen weiß man, bzw. kann man stark vermuten:
  • Die Namen und Geschlecht von Sender und Empfänger.
  • Das ungefähre Alter des Senders das Geburtsdatum des Empfängers.
  • Sender und Empfänger gehen beide noch zur Schule, und zwar in dieselbe Klasse.
  • Der Empfänger war am 16.10.2014 nicht im Unterricht der Sender war wohl schon zu Hause, als er die Email verschickt hat.
  • Das ungefähre Alter des PCs/ Laptops.
  • Die technischen Interessen des Absenders.

Dafür, dass das ja "nur" Metadaten sind, verrät das schon ziemlich viel. Eigentlich muss man den Inhalt der Email ja gar nicht mehr lesen! Und es ist nur eine einzige Email. Eine einzige! Man kann sich vorstellen, was man alles erfahren könnte, wenn man die Emails nur eine ganze Woche lang mitliest.

Noch ein schönes  - und auch etwas erschreckendes - Beispiel zum sammeln für Metadaten findet ihr hier

 

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